Denkt denn niemand an die Kinder?

Eine Plastikschale voller Radieschen, darüber eine Schnittlauchsoße, die aussieht als hätte der Michelin-Mann in die Wiese gewichst. Das nennt man eine Familienschüssel. Eine von der niemand satt wird, schon gar nicht Mutti, Vati, Bubi und Mädi. Man muss sie besser füttern, die Kinder! Sind ja schließlich unsere Zukunft! Also nicht meine, aber die von irgendwem ganz bestimmt. Aber wenn die Kinder unsere Zukunft sind, sind wir die Gegenwart. Und die Gegenwart ist sowieso kaputto. Molto kaputto! Sollen doch die nach uns es richten, falls es noch was zu richten gibt. Die Welt kann ruhig den Bach runtergehen, Hauptsache Bubi und Mädi geht es gut! Der Selbsterhaltungstrieb entwickelt ein Bewusstsein und frisst uns bei lebendigem Leib! Was bei drei nicht auf dem Baum ist wird in die heile Welt eingegliedert und knackig frisch im Plastikgeschirr serviert! Mahlzeit!

Wer freiwillig auf Bubi und Mädi verzichtet ist zu bemitleiden. Du hast versucht ein guter Mensch zu sein? Scheiß egal, du hast keine Kinder und bist eine arme Sau! Du hast dein ganzes Leben lang an einem Heilmittel für Krebs geforscht? Scheiß egal, du hast keine Kinder und bist eine arme Sau! Scheiß egal, du arme Sau, ich hab zwei Kinder und eine Frau! Die kann ich dann verdreschen wann ich will, denn ich bin der Family-Bill! Man muss die Welt retten aber vorher noch bei der Familie durchklingeln. Hallo wie gehts? Achso... Jaja, ich rette ja gleich. Wie gehts den Kindern?

Pawel Szostak, 2013

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