Eröffnungsrede für Lukas Thaler - „NO LEMON, NO MELON but A NUT FOR A JAR OF TUNA“ @ Galerie im Andechshof (12.12.2013)


Guten Abend, Guten Tag....

...je nachdem was Ihnen lieber ist.

Ich darf Sie herzlich begrüßen, weil ich nicht da bin. Außerdem ist „ich“ übertrieben. Sie verstehen jetzt sicher kein Wort, von dem was ich sage, aber das macht nichts, es dauert ja nicht lange, bleiben Sie geduldig!

Willkommen zu „No Lemon, No Melon“ but „A Nut For A Nut For A Jar Of Tuna“!
Als ich gebeten wurde zu dieser Ausstellung, eine kurze Rede zu halten, dachte ich mir sofort: „O Genie, dein Ego!“, endlich darfst du dich vor ein Publikum stellen und deine Gedanken zu den Arbeiten, von einem von dir geschätzten Künstler, erläutern. Aber das wäre stinklangweilig und würde viel zu lange dauern, also versuche ich mich auf das, für mich Wesentliche, an Lukas Arbeiten zu konzentrieren. Immer Sehen einige von Ihnen nicht mehr ganz so frisch aus. Seien Sie mir bitte nicht böse, ich kann wirklich gar nichts dafür, was ich hier sage! Ich muss Ihnen etwas gestehen.

Diese Person, die hier vor Ihnen steht bin nämlich gar nicht ich. Ich bin nur ein Souffler, hinter einem Vorhang und das hier ist mein Ersatz. Oder ich bin seiner, je nachdem aus welcher Richtung sie das betrachten möchten.Wir gleichen uns aber in beiden Richtungen wie ein Ei. Das können Sie ja jetzt natürlich nicht wissen, deswegen sage ich Ihnen das ja auch. Weil wenn ich es Ihnen nicht sagen würde, müssten Sie mich kennen um den vollen Umfang meiner kleinen Ausführungen hier zu verstehen.

Ich bin also ein Doppelgänger, der mehr oder weniger, an einen Text gebunden ist, der, einem für mich fiktivem, für meinen Doppelgänger unangenehm realem Publikum, vorgetragen wird. Wer von uns jetzt wer ist, müssen Sie entscheiden. Es spricht für beide Möglichkeiten so einiges. Warten Sie eigentlich, dass ich etwas zur Ausstellung sage? Das tu ich doch schon schon die ganze Zeit!

Sie verfügen jetzt nämlich über die Information, dass ich ein Doppelgänger bin, der mir sehr ähnlich sieht. Natürlich sind Sie immer noch ein wenig skeptisch, weil erzählen kann ich ihnen vieles. Die Art und Weise, wie sie mich jetzt wahrnehmen, dürfte sich aber zumindest ein klein wenig verändert haben. Sie, alle hier Anwesenden, verfügen jetzt über eine Information, die ihre Wahrnehmung verändert hat! Sie wissen, dass sie gerade getäuscht werden, dass hier jemand gerade nur so tut als ob...
...oder auch nicht.

Lukas meinte einmal, dass Konnotationen und Assoziationen Dingen eine viel stärkere Prägung geben als Worte und wenn ich mir so Ihre Gesichter vorstelle und/oder anschaue, dann muss ich ihm wohl recht geben. Denn das, was ich hier gerade machen, ist nicht die feine Klinge, sondern die Keule. Sie wurden mit Gewalt hinter den Vorhang gezogen und jetzt schreit Ihnen der Souffler ins Gesicht. Lukas hat da defintiv ein abwechslungsreicheres Lautstärkespektrum. Verstehen Sie jetzt was ich meine?

Schauen Sie sich also alles ganz genau an! Machen Sie sich ein paar Gedanken und vielleicht werden Sie mit einem Glücksmoment belohnt. Und vielleicht wird es ihr kleiner persönlicher Glücksmoment sein, den außer Ihnen niemand versteht. Und dann können Sie den Künstler fragen, ob Sie es richtig „verstanden haben“, obwohl sie sich diese Frage nur durch das Kunstwerk selbst beantworten können. Und dann schreit der Souffler nicht mehr, sondern flüstert Ihnen ins Ohr. Und ist das nicht eine schöne Vorstellung? Schönen Abend!

Pawel Szostak, 2013

Link zum Künstler:
Lukas Thaler

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